Damit es bewältigbar ist, eine körperliche Abhängigkeit von Opiaten in 5 Tagen zu überwinden, braucht es vor allem etwas Disziplin im Umgang mit der letzten Dosis und eine gute Vorbereitung. Dazu kann man zunächst den Konsum von Opiaten nach den folgenden Kriterien überprüfen:

  • Konsumformen, bei denen die Wirkung schnell einsetzt, (spritzen, rauchen) können auf eine langsamer wirkende Einnahme umgestellt werden (schnupfen/schlucken)
  • Länger wirksame Opiate sind kurzlebigen Präparaten vorzuziehen.
  • Der Opiatspiegel sollte möglichst konstant bleiben. So sind z.B. zwei kleinere Tagesdosen einer einzigen Grösseren vorzuziehen. Alles, was das Gehirn als Sensation empfindet und mit dem Konsum in Verbindung bringt, erzeugt eine starke Erinnerung und damit weiteres Verlangen.

Ein wichtiger erster Schritt ist also die Umstellung des Konsums auf eine möglichst weniger süchtig machende Konsumform. Ebenso hilfreich kann es sein, auf eine Substanz umzustellen, die weniger Suchtpotenzial aufweist («weniger Kick»). Die individuell richtige Vorgehensweise besprechen wir mit Ihnen in einem Vorgespräch.


Wie muss man sich aber nun einen konkreten Entzugsablauf vorstellen?

Tag 1 · Montag

  • Anreise per Auto / Bahn / Flugzeug
  • Eintrittsgespräch
  • Zimmerbezug
  • Ärztliche Eintrittsuntersuchung

Bei auftretenden Entzugssymptomen wird ein Neuro Jet® angeschlossen. Damit werden die anfänglich auftretenden Symptome innerhalb von 30 Minuten abgeschwächt. Es ist nicht ungewöhnlich, dass diese Entspannung in eine Schlafphase mündet.


Tag 2 · Dienstag

Dieser Tag ist geprägt vom Entzugsgeschehen. Dabei sind vor allem auch Müdigkeit und Kraftlosigkeit spürbar. Viel Schlaf und ein grosses Bedürfnis nach Ruhe stehen im Vordergrund. Selten möchte man Besuch empfangen oder sich auf längere Gespräche einlassen.


Tag 3 · Mittwoch

Häufig «Tag der Landung». Der Einfluss des Betäubungsmittels ist mehrheitlich verschwunden. Neben der Müdigkeit sind vor allem die Emotionen wieder spürbar. An diesem Tag ist die psychische Unterstützung besonders wichtig. Häufig dringen ungelöste Konflikte, verdrängte Gefühle und verpasste Chancen ins Bewusstsein. Zusammen mit den körperlich noch spürbaren Symptomen lösen diese emotionalen Zustände das Bedürfnis nach einer erneuten Dosis aus. Durch Bewegung, Ablenkung und Gespräche wird diese Phase überbrückt. In der Regel ergibt sich bis am Mittwochabend eine deutliche Verbesserung des Allgemeinzustandes.

Langsam kommt die Kraft zurück. Positive Veränderungen werden erlebt und wahrgenommen. Farben, Gerüche und Gefühle sind intensiver.

Als Illustration: Wenn nach einem längeren Aufenthalt in einem Raum mit gedämpftem Licht, bei dem die Grautöne überwiegen, plötzlich Tageslicht auf die Welt fällt, ist alles etwas zu hell und intensiv. Es braucht eine Gewöhnungszeit, in der eine gesteigerte Empfindlichkeit gegenüber allen Reizen besteht. Deshalb ist es da besonders wichtig, den eigenen Rhythmus zu finden, um sich langsam an die neuen Gegebenheiten zu gewöhnen.


Tag 4 · Donnerstag

Nach der ersten Bekanntschaft mit der «neuen Realität» kommt die Kraft weiter zurück. Zuversicht und Ängste vor der Zukunft wechseln sich ab. Ruhephasen und körperliche Aktivität im Wechsel begünstigen die weitere Erholung. Erste Zeichen von Lebensfreude (z.B. lautes Musikhören) manifestieren sich, aber auch grüblerische Phasen, vor allem mit Bilanzgedanken (wie viele schöne Autos habe ich «verschenkt», wo sind all die verpassten Jahre geblieben...)

Ein Besuch in einem (externen) Thermalbad vermittelt vor allem zwei wichtige Erfahrungen. Zum einen ist ein Ausflug ohne Neuro Jet® ein Ereignis, dass die Ängste dämpft, ohne dieses Hilfsmittel würden sich die Entzugssymptome plötzlich wieder stark ausgeprägt zurückmelden. Zum anderen ist es, oft nach vielen Jahren, eine erste soziale Situation die ohne den Einfluss eines Betäubungsmittels erlebt wird.


Tag 5 · Freitag

Einige sehen unter der Woche dem letzten Tag eher bang entgegen, sind dann aber in der Regel am Freitag kaum mehr zu halten. Es geht in den Urlaub, zur Erholung, zu den Partnern, Kindern oder auch Haustieren. Wer nach Jahren der Abhängigkeit von der täglichen Zufuhr von Opiaten wieder einmal eine Flugreise in ein fernes Land unternehmen kann, realisiert plötzlich, wie ihm geschehen ist. Auch die Kontakte zu den Bezugspersonen verändern sich, Emotionen spielen wieder eine bedeutende Rolle.